Die drei in Sachsen stationierten ADAC Rettungshubschrauber sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2218 Einsätze geflogen. Das sind 225 Einsätze mehr als im Vorjahreszeitraum und entspricht einem Plus von rund elf Prozent. Die Zahlen aus der Halbjahresbilanz 2022 wurden heute am Rande des von der gemeinnützigen ADAC Luftrettung erstmals veranstalteten „Symposium Sachsen“ präsentiert. An dem Fachkongress in Dresden nahmen Mitarbeitende aus allen Bereichen des Rettungsdienstwesens, Partnerorganisationen der ADAC Luftrettung sowie Vertreter aus der Politik teil. Auf dem Programm standen aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen der schnellen Hilfe aus der Luft sowie die Zukunft der Notfallmedizin. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer verschaffte sich persönlich einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Luftretter.
An den Elbwiesen am Landtag besichtigte Kretschmer im Beisein von Frédéric Bruder, dem Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, einen vollausgestatteten Intensivtransporthubschrauber (ITH) mit Rettungswinde und Nachtflugsystem (NVIS), der dort tagsüber der Bevölkerung präsentiert worden war. Der Ministerpräsident bekam so einen Eindruck von den hochkomplexen Einsatzszenarien der Retter von oben. Bei der Hochwasserkatastrophe vor einem Jahr hatte die ADAC Luftrettung über 200 Einsätze absolviert, darunter 111 Windenrettungen. Auch im Rahmen der Covid-19-Pandemie oder um Verwundete aus der Ukraine zur Versorgung in Kliniken nach Deutschland zu transportieren, ist die ADAC Luftrettung mit ihren Intensivtransporthubschraubern gefragt. Vorgestellt wurden auch spezielle Nachtsichtbrillen, mit denen Notfalleinsätze in der Dämmerung und Dunkelheit möglich sind.
Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Die Luftrettung ist wichtiger Teil unserer medizinischen Notfallversorgung und des Katastrophenschutzes, insbesondere im ländlichen Raum und in schwer erreichbaren Gebieten. Jeden Tag leisten die Einsatzkräfte mit modernster Technologie einen großen Dienst, um Menschenleben zu retten. Bereits seit vielen Jahren ist die ADAC Luftrettung ein wichtiger Partner für Sachsen. Die zahlreichen luftgebundenen Verlegungen von COVID-19-Patienten im Rahmen des bundesweiten Kleeblattsystems haben diese gute Zusammenarbeit noch einmal bestätigt.“
Um den Rettungsdienst noch besser zu machen, werden auch in Sachsen Innovationen vorangetrieben. So testet die gemeinnützige Organisation als erste Luftrettungsorganisation Deutschlands bei Einsätzen von „Christoph 46“ in Zwickau eine beheizbare akkubetriebene Vakuummatratze. Hintergrund: Neben dem unangenehmen Gefühl zu frieren, hat eine zu niedrige Körpertemperatur bei Patienten einen negativen Einfluss auf verschiedenste Prozesse im Körper. Verletzte oder schwer erkrankte Personen erleiden mit jedem Grad weniger Körpertemperatur Störungen der Blutgerinnung und veränderte Verstoffwechslung von Medikamenten.
Laut Einsatzstatistik wurden die ADAC Rettungshubschrauber in Sachsen in diesem Jahr durchschnittlich rund zwölf Mal pro Tag alarmiert. Die auf einer Doppelstation in Leipzig stationierten „Christoph 61“ und „Christoph 63“ rückten zu 789- bzw. 718 Notfalleinsätzen aus (plus 7,5 Prozent), der in Zwickau beheimatete „Christoph 46“ zu 711 (plus 20 Prozent). Der deutliche Anstieg überrascht auch, weil die Luftretter aus Leipzig bereits 2021 coronabedingt Rekordzuwächse verzeichnet hatten.
„Um diese Einsätze erfolgreich durchführen zu können sind langjährige Kompetenz und Erfahrung notwendig, eine hochqualifizierte Crew, modernste Rettungshubschrauber und die Zusammenarbeit mit allen Partnern“, betonte Geschäftsführer Bruder, der sich bei den Aufgabenträgern Sächsisches Staatsministerium des Innern und der Landesdirektion Sachsen für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung bedankte und in seinen besonderen Dank auch die Kooperationspartner einbezog.
Seit mehr als 30 Jahren sind die drei Helikopter wichtiger Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstsystems in Sachsen. 365 Tage im Jahr stellen die drei „Christoph“-Hubschrauber von 7 Uhr bis Sonnenuntergang die medizinische Versorgung aus der Luft für die Menschen in den Regionen um Zwickau und Leipzig und weit darüber hinaus sicher. Die Crew, die jeweils aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS) besteht, ist innerhalb von zwei Minuten einsatzbereit.
Die Einsatzorte lagen im ersten Halbjahr 2022 für „Christoph 46“ aus Zwickau mit 90 Prozent und für „Christoph 61“ und „Christoph 63“ aus Leipzig-Schkeuditz mit 74 Prozent in Sachsen. Herz-Kreislauf-Notfälle wie z.B. Herzinfarkt waren mit rund 34 Prozent und Verletzungen nach Unfällen mit rund 23 Prozent die häufigsten Einsatzursachen für die Luftretter in Leipzig. In Zwickau liegen bei den Einsatzgründen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen an der Spitze, gefolgt von Verletzungen nach Unfällen 31 Prozent. Zu bemerken ist, dass bei allen Einsätzen die Notfälle des Atmungssystems zugenommen haben. Sie liegen durchschnittlich bei rund elf Prozent und damit deutlich höher als vor Corona.
„Christoph 61“ in Leipzig war im April 1990 der erste Rettungshubschrauber, der in den neuen Bundesländern in Dienst gestellt wurde. Seit 2005 ist dort die ADAC Luftrettung vor Ort. Der Standort ist der einzige in Europa, an dem für Notfalleinsätze zwei Rettungshubschrauber (RTH) ihre Basis haben.