Erstes Pilotprojekt startet mit „Christoph Rheinland“ am Flughafen Köln/Bonn
Besondere Premiere auf dem Weg zu einer klimaneutralen Luftfahrt: Im Rahmen eines dreijährigen Pilotprojekts fliegt mit „Christoph Rheinland“ ab Mittwoch, 15. Dezember 2021 der erste Rettungshubschrauber mit umweltfreundlichem Bio-Kerosin zu Notfalleinsätzen. Den Start im notfallmedizinischen Regelbetrieb am Flughafen Köln/Bonn gab Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen ADAC Luftrettung, am Rande der heute in Köln eröffneten internationalen Hubschraubermesse „European Rotors“ bekannt. Dort wurde auch ein zweites Forschungsprojekt in Deutschland mit alternativem Flugkraftstoff angestoßen: Es soll 2022 in Aachen/Würselen mit dem ADAC Rettungshubschrauber „Christoph Europa 1“ umgesetzt werden.
Das Pilotprojekt mit „Christoph Rheinland“ am Flughafen Köln/Bonn ist eine Kooperation der ADAC Luftrettung in Zusammenarbeit mit dem französischen Triebwerkshersteller Safran Helicopter Engines, dem Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters sowie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Untersucht werden die langfristigen Auswirkungen von Bio-Kerosin auf die Technik des Typs Airbus H145 mit Triebwerken von Safran. Ziel des Projektes ist es, die Technologieauswahl, Skalierung und Markteinführung von nachhaltigen Flugkraftstoffen in Deutschland zu beschleunigen.
Für das ebenfalls auf drei Jahre angelegte zweite geplante Forschungsprojekt mit „Christoph Europa 1“ kooperieren die fliegenden Gelben Engel mit dem Triebwerkshersteller Pratt & Whitney Canada. Geplant ist, dass die Hochschule Aachen die Ergebnisse über den dauerhaften Einsatz von nachhaltigen Flugkraftstoffen wissenschaftlich begleitet. Im Gegensatz zu Köln mit einem Airbus H145 kommt beim zweiten Forschungsprojekt eine Maschine des Typs Airbus EC135 mit Triebwerken von Pratt & Whitney Canada zum Einsatz. So kann die ADAC Luftrettung die wissenschaftlichen Ergebnisse für ihre gesamte Hubschrauberflotte nutzen.
Bio-Kerosin ist ein sogenannter Sustainable Aviation Fuel (SAF), ein nachhaltiger Flugkraftstoff, mit dem die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent über den gesamten Lebenszyklus (von der Produktion bis zum Verbrauch) reduziert werden können im Vergleich zu dem fossilen Flugkraftstoff, der durch das SAF ersetzt wird. In Köln – und geplant auch in Aachen – kommt im ersten Schritt ein Gemisch aus herkömmlichem Kerosin des Typs JET-A1 mit einer Bio-Kerosin-Beimischung von 35 Prozent zum Einsatz. Damit könnte die Flotte der ADAC Luftrettung eine Verringerung des CO2 Ausstoßes um rund ein Drittel erreichen, was bei mehr als 50.000 Rettungseinsätzen und mehr als 3,3 Millionen geflogenen Kilometern pro Jahr, einer Reduzierung von rund 6.000 Tonnen CO2 entspricht.
„Wir wollen in der Luftrettung mit umweltfreundlichem Kerosin Vorreiter bei der Reduzierung von CO2 sein und als gemeinnützige Organisation unseren Beitrag leisten, die Klimaschutzziele in Deutschland und Europa zu erreichen“, sagt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH und betont: „Bei Bio-Kerosin handelt es sich um einen offiziell zugelassenen Kraftstoff – die Flug- und Patientensicherheit bleiben somit auf dem gewohnt höchsten Niveau“. Zertifiziert und zugelassen für die Luftfahrt ist Bio-Kerosin aktuell in einer Mischung von maximal 50 Prozent mit herkömmlichem Kerosin des Typs JET-A1.
Das in Köln verwendete Bio-Kerosin des Flugkraftstoffanbieters Air bp wird aus Altspeiseöl produziert, ohne Verwendung von natürlichem Pflanzenöl. Es steht wegen der aufwendigen Produktion noch nicht in größeren Mengen zur Verfügung und ist um ein Vielfaches teurer als konventioneller Flugkraftstoff. Ziel bei beiden Projekten ist es, den Beimischungsgrad in den kommenden Jahren auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen – und in der Folge auch den Einsatz von synthetischem E-Fuel, auch Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) genannt, als weiteren Schlüssel auf dem Weg zu einer klimaneutralen Luftfahrt voranzutreiben. PtL bezeichnet die Erzeugung flüssiger (Liquid) Brenn- oder Kraftstoffe mithilfe von elektrischer Energie (Power) aus erneuerbaren Quellen.