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16.05.2025

Windentraining der ADAC Luftrettung aus Sande

Trainingsflüge bis 23. Mai ausschließlich unter der Woche in Hooksiel

Die gemeinnützige ADAC Luftrettung vom Standort am Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch trainiert bis Freitag, 23. Mai, anspruchsvolle Einsätze mit der Rettungswinde. Unter der Woche von 9 bis 17 Uhr stehen komplexe Rettungsmanöver auf dem Plan, die wertvolle Routine für den Ernstfall geben. Die ADAC Luftrettung hat insgesamt über 30 Mitarbeitende und Trainer aus ihren eigenen Reihen sowie Kräfte von Partnerorganisationen aus dem regionalen Rettungsdienstsystem eingeladen. Für das Training wird eine separate Maschine genutzt, so dass der ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 26“ aus Sande voll einsatzbereit bliebt.

Spezialausbildung für TC HEMS in der ersten Trainingswoche

Seit Montag, 12.05., absolvieren Notfallsanitäterinnen und -sanitäter (TC HEMS) der von der ADAC Luftrettung betriebenen Stationen in Sande und Hamburg bis Freitag, 16. Mai, eine Zusatzausbildung für die Arbeit mit der Rettungswinde. Nach Flugmanövern auf dem Gelände des Flughafens Mariensiel am Montag und Dienstag fliegt der ADAC Rettungshubschrauber seit Mittwoch, 14. Mai, zur Schleuse in Hooksiel, wo das Ein- und Ausfahren der Rettungswinde (Fachbegriff: Auf- und Abwinchen) geübt wird. Ab Donnerstag sind zusätzlich Ärztinnen und Ärzte sowie Notfallsanitäterinnen und -sanitäter eingebunden, um Windeneinsätze inklusive medizinischer Versorgung und den Transport von Patienten zu trainieren.

Höhen-, Schiffs- und Wasserrettungen für die Crews in Woche zwei

Unterstützt von den Rettungsdiensten Aurich und Leer sowie der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) trainieren die Crews aus Sande ab Montag, 19. Mai, verschiedene Szenarien und medizinische Simulationen. An einem Trainingstag werden sie dabei von Höhenrettern der Feuerwehr Oldenburg unterstützt. Die ADAC Luftrettung legt großen Wert auf die Beteiligung von Partnerorganisationen, um jederzeit bestmöglich auf Windeneinsätze vorbereitet zu sein und in engem Austausch zu bleiben.

Die Windenrettung wird am Leuchtfeuer, der Mole und dem Wald in Hooksiel geübt. Besondere Herausforderungen sind dabei das stabile Schweben ohne fixen Bezugspunkt für die Piloten und das Vermeiden von Rotationen des Bergesacks trotz Rotor-Abwinds für die medizinische Crew. Eine präzise Kommunikation aller Beteiligten ist dafür essenziell.

Für das Trainieren der medizinischen Einsatzabläufe stellen der Zoll und die Wasserschutzpolizei aus Wilhelmshaven täglich ein Schiff bereit. Auf diesem müssen die Luftretterinnen und -retter unter der Anleitung von Trainern Windeneinsätze vom Anflug über das Abwinchen, die Erstversorgung an Bord, das Vorbereiten für den Transport im ADAC Rettungshubschrauber bis zum Aufwinchen durchspielen.

Simulation des Rettens vor dem Ertrinken

Am Freitag, 23. Mai, steht schließlich das Retten vor dem Ertrinken auf dem Trainingsplan. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) unterstützt die Übung mit Booten und Patientendarstellern, die aus dem Wasser gerettet werden müssen. Dafür müssen die Piloten vom Festland zum Unfallort fliegen, wo der TC HEMS rasch zur verunglückten Person im Wasser abgewincht wird, um sie zu bergen. Ein alltägliches Szenario: Die ADAC Luftrettung wird regelmäßig für die Rettung von Menschen angefordert, die im Watt von der Flut überrascht wurden oder über Bord eines Schiffes gegangen sind.

Neben Sande betreibt die ADAC Luftrettung in Hamburg, München, Murnau und Straubing sowie der Westpfalz Windenstationen. Im Jahr 2024 haben sie insgesamt 552 Windeneinsätze oftmals zur Rettung aus Lebensgefahr übernommen.

Luftrettung | ADAC Stiftung | 24.04.2025

„Christoph Hansa“ fliegt Windenrettung des Jahres

Große Anerkennung auf internationaler Bühne für die Windenkompetenz der gemeinnützigen ADAC Luftrettung: Die Crew des ADAC Rettungshubschraubers „Christoph Hansa“ ist kürzlich am Rande der weltgrößten Hubschraubermesse Verticon in Dallas (USA) mit dem „Rescue of the year Award“ ausgezeichnet worden. Die fliegenden Gelben Engel des am BG Klinikum in Hamburg stationierten Helikopters erhielten die besondere Auszeichnung für einen spektakulären Windeneinsatz am Flugplatz Uetersen im September 2024. Dort hatte „Christoph Hansa“ mit einem hochanspruchsvollen Windenmanöver – und unter Einsatz von maximal 90 Metern Seillänge – den Piloten eines notgelandeten Ultraleichtflugzeugs aus Baumkronen gerettet. Unverletzt. Der Einsatz hatte seinerzeit für ein großes bundesweites Medienecho gesorgt.

Der Award des weltweit größten Windenherstellers Onboard Systems Hoist & Winch „würdigt eindrucksvoll die hohe Kompetenz der Hamburger Crew bei Spezialeinsätzen mit der Rettungswinde – und die große Bedeutung ihrer täglichen Arbeit im öffentlichen-rechtlichen Rettungsdienst“, lobte Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung jetzt bei einer Mitarbeiterveranstaltung in München. Dort wurde die Hamburger Besatzung nun auch firmenintern für ihr entschlossenes, professionelles Handeln geehrt. Den Dank nahm Stationsleiter Michael Gomme stellvertretend für die Crew entgegen.

Keiner der 49 Windeneinsätze von „Christoph Hansa“ war im vergangenen Jahr so schwierig wie der in Uetersen. Dort zeigte sich eindrucksvoll die Vielseitigkeit und der Wert der Rettungswinde in der Luftrettung. Der Einsatz: Ein Ultraleichtflugzeug musste nach einem Motorausfall in 20 bis 25 Meter hohen Baumkronen notlanden. Der Pilot blieb ansprechbar, doch es bestand Verdacht auf innere Verletzungen.

Die Herausforderung: Kein Zugang für Drehleiterfahrzeuge – ein Erklimmen der Bäume unterhalb des Flugzeugs war zu gefährlich und es gab in der Umgebung keine höheren Bäume, von denen sich die Höhenretter hätten abseilen können. Also war der Rettungshubschrauber mit Winde die einzige Option – und von der Leitstelle wurde zusätzlich die diensthabende Hamburger Crew mit Pilot Michael Gomme, Notfallsanitäter und Windenoperator Jörn Öllrich und Notarzt Sven Meyberg angefordert. Sie prüften die optimale Anflughöhe und -richtung, um den Abwind, im Fachjargon „Downwash“ auf das im Baum verkeilte Leichtflugzeug und dessen Piloten möglichst gering zu halten.

Nach einer sorgfältigen, strukturierten Risikobewertung, die im Vorfeld eines jeden Windeneinsatzes erfolgt, entschied sich die Crew den verunfallten Piloten mittels Winde aus seiner Notlage zu befreien. Die Crew nutzte das gesamte 90-Meter-Seil, um den Notarzt präzise zum Patienten zu bringen. Mit viel Fingerspitzengefühl sicherte der Notarzt den Ultraleichtflugzeugpiloten im Rettungssitz – eine extreme Herausforderung auf engstem Raum.

Das Ergebnis: Der Patient wurde sicher aus den Baumkronen befreit und versorgt – glücklicherweise erlitt er keine Verletzungen.

Bei Windeneinsätzen besteht die Crew von „Christoph Hansa“ aus Pilot, Notärztin oder -arzt und Notfallsanitäterin oder -sanitäter (TC HEMS) in Funktion als Windenoperator (TC HHO). 15 Notärztinnen und -ärzte, drei TC HHO, eine TC HEMS und drei Piloten haben in Hamburg das Training für solche Einsätze absolviert.

Mit einer Rettungswinde fliegt „Christoph Hansa“ im Rahmen eines Forschungsprojekts seit 2022. Neben Hamburg befinden sich ADAC Luftrettungsstationen mit Winde in München, Murnau und Straubing (Bayern), Sande (Niedersachsen) und der Westpfalz (Rheinland-Pfalz). Sie absolvierten im vergangenen Jahr zusammen 552 Windeneinsätze. Um wichtige Routine sowie höchste Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Crews zu gewährleisten, führt die Luftrettungsorganisation an diesen Standorten zweimal im Jahr Windentrainings durch.

 

Copyright: Philip Bockshammer

28.04.2025

Weniger Rußpartikel durch Biokerosin

Mehr Nachhaltigkeit wissenschaftlich belegt

Die gemeinnützige ADAC Luftrettung schließt das weltweit erste Langzeitprojekt mit Sustainable Aviation Fuel (SAF) im Luftrettungsbetrieb erfolgreich ab. Die wichtigsten Ergebnisse sind deutlich weniger ausgestoßene ultrafeine Partikel, umgangssprachlich Ruß sowie die uneingeschränkte Leistung und Einsatzbereitschaft der beiden mit SAF betankten Helikopter. Negative Auswirkungen auf Technik und Triebwerke der Maschinen waren während des gesamten rund dreijährigen Forschungsbetriebs nicht messbar. Das von der ADAC Luftrettung initiierte und finanzierte Forschungsprojekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), den Triebwerksherstellern Safran Helicopter Engines aus Frankreich und RTX’s Pratt & Whitney Canada sowie dem Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters durchgeführt.

Die ADAC Rettungshubschrauber „Christoph Rheinland“ aus Köln und „Christoph Europa 1“ aus Aachen/Würselen flogen in Summe mehr als 1.800 Stunden zur Rettung von Menschenleben mit einem sogenannten SAF-Blend im Tank, womit ein Gemisch aus bis zu 38 Prozent SAF aus nachhaltigen Rohstoffen wie recycelten pflanzlichen Fetten und herkömmlichem Kerosin des Typs JET-A1 gemeint ist. Als sogenanntes Drop-In-Fuel kann SAF grundsätzlich mit herkömmlichem Kerosin gemischt werden.

Erkenntnisse für Projektverantwortliche und Forschende

Die Erkenntnisse für die Projektverantwortlichen und Forschenden: Wenn SAF-Blend statt reinen Kerosins verbrannt wird, sinken bei einer Leistung, wie sie typischerweise vor dem Start am Boden erbracht wird (Idle), die Emissionen ultrafeiner Partikel um 44 Prozent, bei einer Leistung wie beim Fliegen in Einsatzgeschwindigkeit (Cruise) um 33 Prozent. Zusätzlich sinkt der CO2-Ausstoß über den Lebenszyklus des Flugkraftstoffs von der Herstellung bis zur Verbrennung, weil die wiederverwendeten Fette und Öle CO2-neutral sind und die CO2-lastigen fossilen Bestandteile ersetzen.

Während bei den ultrafeinen Partikeln signifikante Unterschiede messbar waren, wurden bei den Verbrennungsgasen Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxid (NOx), einem Indikator für die reibungslose Funktion der Triebwerke, keine Veränderungen nachgewiesen. Parallel dazu untersuchten die Triebwerkshersteller regelmäßig ihre eigene Technik in den beiden Helikoptern vom Typ Airbus H145 („Christoph Rheinland“ mit Safran-Triebwerken) und Airbus H135 („Christoph Europa 1“ mit Pratt-&-Whitney-Triebwerken). Verglichen mit dem Verschleiß beim Verbrennen von herkömmlichem Kerosin konnten sie keine relevanten Unterschiede feststellen.

Ein Folgeprojekt ist geplant - zur weiteren Reduktion von ultrafeinen Partikeln und CO2

Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, betonte zum Abschluss des internationalen Langzeitprojektes die Vorreiterrolle der fliegenden Gelben Engel bei der Verwendung von Biokerosin und mit Blick auf den Klimawandel auch deren gesellschaftliche Verantwortung, bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt treibende Kraft zu sein. Er kündigte nach den vielversprechenden ersten Ergebnissen an: „Wir möchten Forschung und Weiterentwicklung auf diesem Gebiet noch vertiefen und den SAF-Anteil weiter erhöhen“.

Langfristiges Ziel der ADAC Luftrettung sei es, die Beimischung auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen und in der Folge auch den Einsatz von synthetischem E-Fuel, auch Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) genannt, zu ermöglichen. PtL bezeichnet die Erzeugung flüssiger (Liquid) Brenn- oder Kraftstoffe mithilfe von elektrischer Energie (Power) aus erneuerbaren Quellen.

Historie und Ausblick des Pilotprojekts

Den Start des in dieser Form einmaligen Forschungsprojekts markierte der erste Flug eines Rettungshubschraubers, einer H145 der ADAC Luftrettung, mit 40-prozentiger SAF-Beimischung im Sommer 2021 in München. Im Dezember desselben Jahres startete die ADAC Luftrettung gemeinsam mit dem DLR, Safran Helicopter Engines und Airbus Helicopters ihre Untersuchungen zu den langfristigen Effekten von SAF des Flugkraftstoffanbieters Air bp auf die Technik von Maschine und Triebwerken mit „Christoph Rheinland“. Für eine breitere wissenschaftliche Basis wurde in Kooperation mit RTX’s Pratt & Whitney von Dezember 2021 an zusätzlich „Christoph Europa 1“ mit SAF-Blend des Multi-Energie-Konzerns TotalEnergies betankt. Im Sommer 2025 soll auch er 1.000 Einsatzstunden absolviert haben. Die Projektbeteiligten erwarten sich vergleichbare Ergebnisse.

Statements der Projektpartner

Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR):

„Für die in dieser Form erste und bisher einmalige Messkampagne hatten wir unser mobiles DLR-Messlabor im Einsatz. Darin befinden sich spezielle Mess- und Analysegeräte. Diese sind geeignet, um ultrafeine Partikel bis zu einer Größe von sieben Nanometern zu untersuchen. Vor jeder Messkampagne erarbeiten wir ein individuelles Konzept und legen Aufbau, Position der Messsonde sowie die Dauer der Messungen fest. Nur so erhalten wir zuverlässige und vergleichbare Daten, beschreibt Forscher Tobias Grein vom Institut für Verbrennungstechnik des DLR, der das Projekt DLR-seitig betreut hat. Sein Fazit: „Diese Messungen waren sehr spannend und auch für unser Team etwas Besonderes, das alles ‚live‘ an einem Helikopter kurz vor dem Abheben zu machen.“

Safran Helicopter Engines:

Jean-François Sauer, EVP Programme bei Safran Helicopter Engines, kommentiert: „Diese Langzeituntersuchung des SAF-Einsatzes in einem H145-Hubschrauber mit unserem Arriel-Triebwerk ist ein wichtiger Meilenstein. Sie zeigt die Kompatibilität unserer Triebwerke mit SAF im Langzeitbetrieb und ermöglicht die Bewertung des ökologischen Nutzens, sowohl bezüglich der Reduktion von CO2 als auch von lokalen Schadstoffemissionen. Wir freuen uns, dass wir an diesem Experiment gemeinsam mit der ADAC Luftrettung, dem DLR und Airbus teilnehmen konnten. Safran Helicopter Engines setzt sich bereits seit mehreren Jahren für den großflächigen Einsatz von SAF in der Hubschrauberindustrie ein. Alle Safran-Hubschraubertriebwerke sind bereits für den Einsatz von bis zu 50 Prozent SAF qualifiziert. Der nächste kurzfristige Schritt ist die Qualifizierung von 100 Prozent Drop-In-SAF, also einem Treibstoff, mit dem aktuelle Triebwerke mit wenig oder ohne Modifikation betrieben werden können. Wir planen, dies bis 2025 zu erreichen.“

RTX’s Pratt & Whitney Canada:

Die Initiative der ADAC Luftrettung zeigt effektiv die Bereitschaft und Anpassungsfähigkeit der aktuellen Flugzeuge und Triebwerke, mit SAF zu betrieben werden, und liefert greifbare Vorteile, ohne unsere hohen Standards in Bezug auf Leistung und Sicherheit zu beeinträchtigen“, sagte Nico Chabée, Vice President Marketing & Sales, Helicopters von Pratt & Whitney Canada. „Die PW206B-Turboshaft-Triebwerke, die die H135-Hubschrauber der ADAC Luftrettung antreiben, sind für SAF-Mischungen von bis zu 50 Prozent mit herkömmlichem Jet A/A1 Kerosin gemäß den ASTM International-Spezifikationen zertifiziert. Unser Engagement für die Förderung alternativer Kraftstoffe umfasst die Unterstützung von Kundeninitiativen und die Entwicklung zukünftiger Kraftstoffspezifikationen, um die Nutzung von bis zu 100 Prozent SAF zu ermöglichen.“

Airbus Helicopters in Deutschland:

„Unser klares Ziel bei Airbus ist es, Vorreiter für eine nachhaltige Luftfahrt zu sein. Dabei sehen wir den Einsatz von Sustainable Aviation Fuel als einen entscheidenden Hebel, um die Dekarbonisierungsziele der Luftfahrtindustrie zu erreichen. Die Zusammenarbeit zwischen Hubschrauberherstellern, Betreibern, Triebwerksherstellern, Forschungsinstituten und allen anderen beteiligten Akteuren, wie hier in diesem Projekt, ist unerlässlich und entscheidend, um sicherzustellen, dass wir unser gemeinsames Ziel erreichen, die Emissionen von Hubschraubern weiter zu reduzieren”, sagte Stefan Thomé, Vorsitzender der Geschäftsführung von Airbus Helicopters in Deutschland.

 

 

📷 ADAC Luftrettung / DLR

25.04.2025

Training mit Rettungswinde der Station „Christoph 66“

Die Crews der gemeinnützigen ADAC Luftrettung der Station Imsweiler in der Westpfalz trainieren von Montag, 28. April, bis Mittwoch, 30. April, komplexe Einsatzszenarien mit der Rettungswinde. Täglich von 8 bis 18 Uhr stehen verschiedene Bergungs- und Rettungsabläufe auf dem Plan, damit die fliegenden Gelben Engel für Alarmierungen mit der Rettungswinde bestmöglich eingespielt sind. Die ADAC Luftrettungsstation ist während des Trainings voll einsatzbereit. Für Anwohnende entstehen keine Einschränkungen.

Windeneinsatztraining am Flugplatz Zweibrücken

Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Kaiserslautern und der Bergwacht Rheinland-Pfalz trainieren die Crews des ADAC Rettungshubschraubers „Christoph 66“ an der Brandsimulationsanlage auf dem Zweibrücker Flugplatz das Retten von Menschen aus schwer zugänglichen Lagen.

Zunächst wird der Notarzt auf dem Dach der Anlage, bestehend aus zwei Schiffscontainern, per Rettungswinde abgesetzt und muss dann zum Patienten (Übungspuppe) ins Innere. Dort muss er bei beengten Verhältnissen und schlechter Sicht die Erstversorgung durchführen und die Transportfähigkeit des Patienten sicherstellen. Zuletzt muss er den Patienten und sich an der Rettungswinde befestigen und zurück an Bord des ADAC Rettungshubschraubers geholt werden.

Simulation von Bergrettungen

Wie man Patienten mittels Rettungsdreieck in abschüssigem Gelände birgt, trainiert die Westpfälzer ADAC Luftrettung zusammen mit den Höhenrettern der Bergwacht an einem Steilhang innerhalb des Zweibrücker Flughafengeländes.

Die Piloten müssen den ADAC Rettungshubschrauber ruhig in der Luft halten, damit die Notärzte sicher per Rettungswinde zur Übungspuppe abgeseilt (Fachbegriff abgewincht) werden können. Dann sind die Erstversorgung, das Vorbereiten für den Transport im Helikopter und das Aufwinchen, also Hochziehen, durchzuspielen.

Ein Szenario aus dem alltäglichen Einsatzgeschehen: Die ADAC Luftrettung wird regelmäßig angefordert, um Verletzten in schwer zugänglichem Gelände schnelle Hilfe zu bringen.

Personelle und technische Ressourcen für das Training

Rund 25 Teilnehmende sind für das dreitägige Training vorgesehen, darunter Piloten und Fluglehrer der ADAC Luftrettung, Stationsnotärzte vom Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern und Universitätsklinikum des Saarlandes, Notfallsanitäterinnen und -sanitäter mit Zusatzqualifikation Winde (TC HHO) in Ausbildung sowie Mitarbeitende des unternehmenseigenen Ausbildungszentrums ADAC HEMS Academy, die das medizinische Personal durch die Übungen führen. Im Fokus steht besonders die Verfahrenssicherheit der Notärzte für das Transportieren und Evakuieren von Patientinnen und Patienten.

Anfang dieses Jahres hat die ADAC Luftrettung in einen Transporter mit Equipment für Windeneinsätze wie Funkgeräte, Helme und Seile investiert, der für das Training der Imsweiler Crews vor Ort bereitstehen wird. Er ist Teil des erweiterten Einsatzkonzepts der gemeinnützigen Rettungsdienstorganisation für Katastrophenlagen, zu dem auch ein ADAC Rettungshubschrauber gehört, der zum Windenhubschrauber umgerüstet werden kann.

Die ADAC Luftrettung betreibt sechs Windenstationen in München, Murnau und Straubing (Bayern), Sande (Niedersachsen), Hamburg und der Westpfalz. Sie übernahmen im Jahr 2024 insgesamt 552 Einsätze mit der Rettungswinde.

Symbolfotos, Copyright: ADAC Mittelrhein - Thomas Frey / Julia Schneiders / Rettungsdienst Corneli

07.04.2025

ADAC Luftrettung trainiert Windeneinsätze in den Alpen

Ab Montag, 7. April, trainiert die gemeinnützige ADAC Luftrettung anspruchsvolle Flug- und Bergungsmanöver mit der Rettungswinde im Raum Ohlstadt-Eschenlohe sowie im oberen Höllental. Die Crews der von der ADAC Luftrettung betriebenen Stationen „Christoph 1“ an der München Klinik Harlaching und „Christoph Murnau“ am BG Klinikum Murnau trainieren zusammen mit der Bergwacht Bayern komplexe Einsätze unter den besonderen Gegebenheiten im alpinen Umfeld. In der Woche von 5. bis 9. Mai fliegt zudem ein ADAC Rettungshubschrauber regelmäßig über dem Karwendel- und Wettersteingebirge sowie den Ammergauer Alpen, um Rettungsflüge im Hochgebirge zu simulieren.

Der ADAC Rettungshubschrauber soll in den Trainingswochen täglich von 9 bis 12 und von 14 bis etwa 17 Uhr unterwegs sein. Beide Stationen bleiben während der Trainings voll einsatzbereit. Bei den eng mit (Naturschutz-)Behörden und Flurbesitzern abgestimmten Trainings legt die ADAC Luftrettung größten Wert darauf, Tier- und Pflanzenwelt,
Anwohnende sowie Ausflüglerinnen und Ausflügler so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.

Erstversorgung und Bergung mit Rettungswinde im Raum Ohlstadt-Eschenlohe

Vom Montag, 7. April, an spielen die Münchner und Murnauer Crews komplexe Windeneinsätze am Flugplatz Ohlstadt und dem südwestlich davon gelegenen Rauheck durch. Am Montag, Dienstag und Freitag absolviert der ADAC Rettungshubschrauber im Rahmen einer Zusatzausbildung für Notfallsanitäter Rettungs- und Bergeszenarien, bei denen etwa der Pilot genau eingewiesen und die Rettungswinde bedient werden muss. Bei gutem Wetter soll er zudem mehrmals von Grainau in das Höllental Richtung Jubiläumsgrat aufsteigen, um fliegerische Besonderheiten im Hochgebirge zu trainieren.

Am Mittwoch und Donnerstag stehen gemeinsame Trainings mit der Bergwacht Bayern auf dem Programm. Abseits von Wanderwegen werden am Rauheck parallel in zwei Teams
medizinische und komplexe Bergrettungsverfahren trainiert. Je ein Team bestehend aus Notfallsanitäterin oder -sanitäter, Notärztin oder -arzt und zwei Kräften der Bergwacht Bayern müssen an zwei Stationen eine medizinische Fallsimulation oder ein komplexes Bergrettungsmanöver absolvieren. Beim medizinischen Training stehen eine schnelle Entscheidung über den Umfang der Erstversorgung sowie die Voraussetzungen für eine sichere Bergung im Fokus. Beim komplexen Rettungsmanöver sind alpine Seil- und Sicherungstechniken, präzise Kommunikation sowie das Auf- und Abseilen mit der Rettungswinde (Fachbegriff: Auf- und Abwinchen) von Crew und Patienten (hier medizinische Übungspuppen) besonders wichtig.

In der zweiten Maiwoche hebt dann erneut ein ADAC Rettungshubschrauber mehrfach zu Trainingszwecken in der Region ab. Bei Flügen über Karwendel- und Wettersteingebirge sowie die Ammergauer Alpen sollen die Besatzungsmitglieder die Besonderheiten des hochalpinen Umfelds intensiv erleben und dabei wichtige Expertise für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr im Gebirge bekommen.

Verbesserung von Winden-Einsatzkompetenz und wachsende Nachfrage

Höchste medizinische Versorgungsqualität und die Sicherheit aller an Bord bei Windeneinsätzen sind für die ADAC Luftrettung gGmbH von höchster Bedeutung. Die führende deutsche Luftrettungsorganisation führt deshalb mehrmals im Jahr Windentrainings durch, bei denen das Zusammenspiel von Crews und wichtigen Partnerorganisationen wie der Bergwacht Bayern optimiert wird. Zusätzlich erlangen Pilotinnen und Piloten wichtige fliegerische Erfahrung, die im Notfall von entscheidender Bedeutung sein kann. Die ADAC Luftrettung unterhält neben München und Murnau Windenstationen in Straubing, Sande (Niedersachsen), Imsweiler (Rheinland-Pfalz) und Hamburg. Im Jahr 2024 übernahmen diese zusammen 552 Windeneinsätze, „Christoph 1“ ist davon rund 80 geflogen, „Christoph Murnau“ brachte rund 200-mal Hilfe mit der Rettungswinde.

02.04.2025

35 Jahre Rettung aus der Luft über Leipzig

Ein Grund zum Feiern! Der im sächsischen Leipzig stationierte Rettungshubschrauber „Christoph 61“ der gemeinnützigen ADAC Luftrettung feiert am heutigen 2. April 2025 sein 35-jähriges Dienstjubiläum. „Christoph 61“ war 1990 der erste Rettungshubschrauber, der in den neuen Bundesländern in Dienst gestellt wurde.
Seit Indienststellung hat der Rettungshubschrauber 43.678 Einsätze absolviert, anfänglich noch unter der Flagge der Internationalen Flugambulanz (IFA). Als die ADAC Luftrettung gGmbH 2005 in Leipzig den Rettungsdienst aus der Luft übernahm, wechselte der rot-weiße Anstrich von „Christoph 61“ zum markanten Gelb des ADAC. Seither rückten die fliegenden Gelben Engel zu 26.284 oft lebensrettenden Einsätzen aus.

2007 wurde die heutige Doppelstation in Dölzig eröffnet, von der „Christoph 61“ und die Schwestermaschine „Christoph 63“ seitdem zu ihren Einsätzen abheben. Die Crew, die jeweils aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS) besteht, ist innerhalb von zwei Minuten einsatzbereit.

Leipzig birgt eine Besonderheit: Der Standort ist der einzige in Europa, an dem für Notfalleinsätze zwei Rettungshubschrauber (RTH) ihre Basis haben. Ihre zweite Doppelstation in Senftenberg in Brandenburg betreibt die ADAC Luftrettung mit einem Rettungshubschrauber (RTH) für Notfalleinsätze und einem Intensivtransporthubschrauber (ITH) für Patiententransporte von Klinik zu Klinik.
Die beiden Leipziger Hubschrauber des Typs EC-135 fliegen in erster Linie Rettungseinsätze im Radius von rund 70 Kilometern um Leipzig. Jederzeit könnte dort im Rahmen einer Randzeitenerweiterung auch in die Dämmerung und Dunkelheit geflogen werden. Möglich sind solche Einsätze unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.

Gemeinsam absolvierten „Christoph 61“ und „Christoph 63“ allein im Jahr 2024 über 2400 Einsätze. Piloten und Rettungsfachpersonal kommen von der ADAC Luftrettung gGmbH, während die Ärzte vom Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig und dem BG Klinikum Bergmannstrost Halle gestellt werden. Beauftragt werden die „zwei Engel für Leipzig“ vom Sächsischen Staatsministerium des Innern und alarmiert von der Integrierten Regionalleitstelle Leipzig.

Im Juni steht ein bedeutender personeller Wechsel in Leipzig an. Dann rückt nach fast 7500 Flugstunden der langjährige Pilot und Stationsleiter Martin Handschuh zu seinem letzten Einsatz aus. Er hat den Standort fast 20 Jahre lang geleitet und die Stationsleitung vor einiger Zeit bereits an Pilot Lutz Kalina übergeben.

11.03.2025

Neue Hubschraubergeneration für die ADAC Luftrettung

Gemeinnützige Rettungsdienstorganisation Erstkunde der neuen H140

Die ADAC Luftrettung treibt vor dem Hintergrund der Veränderungen im Rettungsdienst die Modernisierung und Erweiterung ihrer Flotte voran – und hat heute auf der weltgrößten Hubschraubermesse Verticon in Dallas, Texas, einen weiteren Grundstein zur Sicherstellung der notfallmedizinischen Versorgung in Deutschland gelegt: Die gemeinnützige Rettungsdienstorganisation mit Geschäftsführer Frédéric Bruder und Airbus Helicopters mit CEO Bruno Even unterzeichneten im Anschluss an die offizielle Vorstellung der neuen Hubschraubergeneration H140 eine Vereinbarung über den Kauf von fünf Maschinen des neuen Modells. Der Einsatz in der Luftrettung ist für 2028 geplant. Zusätzlich wird die Flotte der fliegenden Gelben Engel um drei weitere Rettungshubschrauber des bisherigen Typs H135 sowie einer H145 ergänzt.

„Mit der Integration der H140 in unsere Flotte können wir als ADAC Luftrettung noch passgenauer auf die Herausforderungen im Rettungsdienst sowie auf sämtliche Anforderungen und Einsatzszenarien adäquat reagieren. Nicht immer größer und technisch aufwändiger, lautet daher unsere Devise bei der Flottenerweiterung, sondern möglichst bedarfsgerecht, nachhaltig und kosteneffizient“, betonte Geschäftsführer Bruder vor dem Hintergrund der Kostensteigerungen im Gesundheitswesen.

„Die ADAC Luftrettung war bereits in den 1990er-Jahren maßgeblich an der Entwicklung der EC135 beteiligt und hat in den vergangenen 30 Jahren entscheidend dazu beigetragen, dass sich dieser Hubschrauber als Rückgrat der modernen Luftrettung in Deutschland und Europa etabliert hat. Mit rund 780.000 Rettungseinsätzen und Hunderttausenden transportierten Patienten ist die 135 das Herzstück unserer Flotte. Deshalb war es für uns essenziell, Airbus in den vergangenen Jahren intensiv bei der Entwicklung des neuen Hubschraubers H140 zu begleiten – mit unserem Know-how aus mehr als 1,3 Millionen Einsätzen und mit dem klaren Ziel, den besten Rettungshubschrauber für unsere Missionen zu schaffen“, erklärte Bruder.

Geschäftsführer Frédéric Bruder im Interview

Neue Maschine maßgeschneidert auf die Bedürfnisse für den Rettungsdienst

Die neue H140 konnte so maßgeschneidert auf die Bedürfnisse für den Rettungsdienst – und damit im Sinne der Crews und Patienten – konzipiert werden. Sie ist sowohl als schneller Notarztzubringer als auch für Verlegungsflüge bestens geeignet – einschließlich Spezialeinsätzen wie ECMO- und Inkubatortransporte. Der Hubschrauber verfügt über eine größere Kabine für optimale Arbeitsbedingungen der medizinischen Crew, große Fenster und eine optimierte Kabinenanordnung. Bei der Entwicklung wurde auf optimale Zugänglichkeit geachtet. Dank der großen Hecktüren und des hohen Heckauslegers sind eine Heckbeladung sowie die Verwendung verschiedener Arten von Tragen möglich. Große Schiebetüren und Öffnungen erleichtern darüber hinaus den Zugang zur Kabine für eine bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten.

Bei der neuen Maschine handelt es sich um einen hochmodernen mittelgroßen Hubschrauber der 3-Tonnen-Klasse, der das aktuelle Angebot von Airbus Helicopters an leichten zweimotorigen Hubschraubern ergänzt. Sie zeichnet sich durch eine Vielzahl von Innovationen aus, darunter ein neuer T-förmiger Heckausleger mit einem optimierten Fenestron zur Reduzierung von Lärm und Vibrationen, ein lagerloser Fünfblatt-Hauptrotor für verbesserte Flugstabilität und neue leistungsstarke Safran Arrius 2E Triebwerke mit 700 PS für maximale Reichweite und Einsatzfähigkeit. Zu den weltweit ersten Betreibern der neuen Generation gehören neben den fliegenden Gelben Engeln aus Deutschland auch der Christophorus Flugrettungsverein, Wien, des befreundeten österreichischen Mobilitätsclubs ÖAMTC, mit dem die ADAC Luftrettung gemeinsam die Station „Christophorus Europa 3“ in Suben betreibt.

„Es ist keine Überraschung, dass führende Betreiber wie die ADAC Luftrettung und die ÖAMTC Flugrettung, die zu unseren langjährigsten Partnern in Europa gehören, zu den Erstkunden der H140 gehören. Sie haben stets innoviert und investiert, um ihren Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. Ich bin beiden Organisationen sehr dankbar, dass sie ihr operatives Know-how mit uns teilen und zu unserer H140 beigetragen haben“, sagte Bruno Even, CEO von Airbus Helicopters. „Ich möchte ihnen für das Vertrauen danken, das sie in Airbus und unseren neuen Hubschrauber setzen. Wir freuen uns darauf, die H140 bei lebensrettenden Einsätzen in Österreich, Deutschland und Europa zu sehen.“

Copyright: Airbus Helicopters / Dianne Bond

18.02.2025

Einsatzbilanz 2024: ADAC Luftrettung fliegt 49.048 Einsätze

Täglich knapp 135 Alarmierungen

Die fliegenden Gelben Engel der ADAC Luftrettung sind 2024 bundesweit zu 49.048 Notfällen ausgerückt. Das geht aus der heute veröffentlichten Jahresbilanz der gemeinnützigen Rettungsdienstorganisation hervor. Damit gingen die Einsätze der ADAC Rettungshubschrauber im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent zurück (minus 2.299). Im Durchschnitt wurden die Maschinen jeden Tag zu knapp 135 Notfällen alarmiert. „Die Hubschraubercrews haben die notfallmedizinische Versorgung der Menschen 2024 uneingeschränkt sicherstellen können. Egal, ob bei Tag oder Nacht, im Gebirge oder auf See oder im Katastrophenfall – die Bevölkerung kann sich auch in Zukunft auf unsere schnelle Hilfe aus der Luft verlassen“, betonte Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung bei der Vorlage der Zahlen.

Einsatzgrund Nummer eins waren mit 31 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Arbeits-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 26 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 13 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei sieben Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache. Unter den Patienten waren mit 59 Prozent mehr Männer. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.

Als Gründe für den Rückgang der Einsätze sieht die ADAC Luftrettung neben normalen Einsatzschwankungen und wetterbedingten Flugausfällen die erweiterten Befugnisse für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter sowie den zunehmenden Einsatz von Telenotärztinnen und Telenotärzten. Die Zahl der Fälle, in denen ein Notarzt vor Ort erforderlich ist, habe sich dadurch verringert. Um die Notfallversorgung insgesamt zu verbessern, hat die ADAC Luftrettung inzwischen eine eigene ADAC Telenotarzt gGmbH gegründet.

Die Bedeutung der schnellen Hilfe von oben wird nach Meinung der ADAC Luftrettung trotz der aktuell gesunkenen Einsatzzahlen weiter zunehmen, sagt Geschäftsführer Frédéric Bruder mit Blick auf notwendige Veränderungen im Gesundheitswesen. „Unser Wunsch an die neue Bundesregierung ist zuallererst eine zügige Reform des Notfall- und Rettungsdienstes. Darüber hinaus braucht es eine länderübergreifende Einsatz- und Bedarfsplanung sowie flächendeckende Einsatzmöglichkeiten unserer Rettungshubschrauber in der Dunkelheit.“ Bereits positiv wertet er die vermehrt langfristigen Verträge für den Bau und Betrieb von Luftrettungsstationen sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Leitstellen, Kliniken, Rettungsdiensten, den Aufgabenträgern im Land und den Kommunen sowie der Polizei und Feuerwehr.

Einsatzorte und Einsatzstatistik

Die meisten Einsatzorte lagen 2024 in Bayern mit 12.015 (Vorjahr 12.998), hier befinden sich auch die meisten Stationen. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 7907 (8761), Nordrhein-Westfalen mit 5603 (5796) und Niedersachsen mit 5394 (5705). Bei Städten mit den meisten Alarmierungen unter den 38 Stationen liegen die ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 31“ in Berlin (2070), „Christoph 15“ in Straubing (1814) und „Christoph 18“ in Ochsenfurt (1795) auf den vorderen Plätzen. Der 2024 neu in Itzehoe in Schleswig-Holstein stationierte „Christoph 67“ flog im ersten Halbjahr bereits 548 Einsätze.

Windeneinsätze und Nachtflüge

Auf hohem Niveau eingependelt haben sich Spezialeinsätze mit Rettungswinde. Die Crews der sechs Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern), Sande (Niedersachsen), Westpfalz (Rheinland-Pfalz) und Hamburg flogen insgesamt 552 Windeneinsätze (Vorjahr 546). Die Winde mit 90 Meter Länge und einer Traglast von rund 250 Kilogramm ermöglicht an schwer erreichbaren Einsatzorten eine erheblich schnellere Versorgung und Rettung von Patienten. Die Windenhubschrauber stehen zudem in Katastrophenfällen zur Rettung von Menschen in Notsituationen zur Verfügung. Wie wichtig diese sind, zeigte sich erneut beim jüngsten Hochwasser in Süddeutschland.

Weiter leicht zugenommen hat mit 3159 (Vorjahr 3122) auch die Zahl der Rettungsflüge in der Dämmerung und bei Dunkelheit. Darunter waren auch hochanspruchsvolle Notfalleinsätze in der Nacht mit Landung auf unbeleuchteten Plätzen. Möglich sind diese unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt. Solche Einsätze fliegen die Crews in Greven und Köln (beide Nordrhein-Westfalen), Senftenberg in Brandenburg, Sande in Niedersachsen, Mainz in Rheinland-Pfalz und Ulm in Baden-Württemberg.

Flotte und Crews

Bei ihrer Arbeit können die Crews der ADAC Luftrettung je nach Region und Anforderung auf modernste Rettungshubschrauber der Typen H135 und H145 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Darunter befinden sich – wie seit kurzem neu in München und Mainz – auch mehrere Maschinen des Typs H145 mit Fünfblattrotor – für höhere Reichweite und deutlich mehr Zuladung. Neu angeschafft – wie etwa für Straubing, Siegen und Zwickau, wurden wegen ihres geringeren Gewichts und ihrer Größe auch weitere Helikopter des kleineren Typs H135. Sie sind günstiger in der Anschaffung, verbrauchen weniger Kerosin, sind besonders wendig und verursachen weniger starken Abwind beim Starten und Landen. Deshalb sind sie besonders für Notfälle im innerstädtischen Bereich geeignet.

Um die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft in Deutschland sicherzustellen, arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH und deren Tochterunternehmen bundesweit rund 1350 Menschen – darunter rund 180 Piloten und Pilotinnen, 645 Notärzte und Notärztinnen, rund 230 Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen (TC HEMS) und mehr als 200 Mitarbeitende aus Technik und Wartung. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Die Station „Christophorus Europa 3“ in Suben, Österreich, wird gemeinsam mit dem ÖAMTC Christophorus Flugrettungsverein, Wien, betrieben. Die ADAC Luftrettung fliegt mit Hubschrauber und Piloten hier im Winterhalbjahr – im Sommer der ÖAMTC.

14.01.2025

ADAC Telenotarzt künftig im Bergischen Land

Neue Standorte in Leverkusen und Mettmann

Die ADAC Telenotarzt gGmbH betreibt künftig zusammen mit der umlaut telehealthcare GmbH – Part of Accenture den neu geschaffenen Telenotarztstandort „Bergisches Land“. Das hat die für das Vergabeverfahren zuständige Stadt Leverkusen jetzt als Ergebnis der Ausschreibung bekanntgegeben. Start des Telenotarztsystems „Bergisches Land“, einem Zusammenschluss von Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Mettmann sowie der Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal und Leverkusen ist für Frühjahr 2025 geplant.

„Wir freuen uns sehr, dass wir die Beteiligten mit unserem länderübergreifenden Angebot von Personal und Technik überzeugen konnten und nun neue Wege gehen, um die notärztliche Versorgung der Menschen in der Region zu verbessern“, erklärt Andreas Estermeier, Geschäftsführer der ADAC Telenotarzt gGmbH. Das gemeinnützige Unternehmen beabsichtigt beim Betrieb der Standorte in der Leitstelle der Feuerwehr Leverkusen sowie in der Leitstelle Mettmann mit regionalen Kliniken zusammenzuarbeiten. „Gemeinsam mit allen Partnern kann das Telenotarztsystem aktiv gelebt werden und den maximalen Mehrwert für das Bergische Land und damit für den Patienten ausspielen“, betont Estermeier.

Das Telenotarztsystem ist als Ergänzung bestehender Notfallkonzepte gedacht. Ein Telenotarzt kann die Einsatzkräfte unterstützen und in Zweifelsfällen entscheiden, ob ein Notarzt vor Ort und eine klinische Behandlung notwendig sind. Er kann den Einsatzkräften telefonisch oder per Video durch den Echtzeit-Abruf von Gesundheitsdaten ärztliche Maßnahmen delegieren. So kann wertvolle Zeit bei der Versorgung des Patienten gewonnen werden. Ein Telenotarzt kann mehrere gleichzeitig laufende Einsätze betreuen. Alarmiert wird er direkt über die Leitstelle oder im Zuge einer Nachforderung durch das Rettungspersonal.

Technische Umsetzung mit der umlaut telehealthcare GmbH – Part of Accenture

Das Telenotarztsystem steht dem Rettungsdienst täglich rund um die Uhr zur Verfügung. Die 24-Stunden-Verfügbarkeit ist durch eine Verknüpfung mit anderen Telenotarzt-Standorten als Netzwerk garantiert und erhöht die Kapazität der Notarztressource. Bei der technischen Umsetzung kooperiert die ADAC Telenotarzt gGmbH mit der umlaut telehealthcare GmbH – Part of Accenture. Die Firma gilt als Pionier des Telenotarztwesens in Deutschland und betreibt seit 2014 den ersten Telenotarzt-Standort in Aachen. Sie forscht und entwickelt an Systemkomponenten und vor allem an einer digitalen Rettungskette mit Dokumentations- und Telenotarzt-Software. umlaut gehört seit 2022 zum global tätigen Beratungsunternehmen Accenture.

Für das Telenotarztsystem Bergisches Land werden im ersten Schritt zunächst die Leitstellen des Kreises Mettmann und der Stadt Leverkusen sowie die Rettungswagen der sechs beteiligten Gebietskörperschaften mit modernster Technik ausgestattet. Parallel dazu werden Notärztinnen und -ärzte für den Telenotarztdienst ausgebildet und weiterqualifiziert. Das System wird insgesamt stufenweise und über mehrere Jahre zu einem Vollbetrieb ausgebaut.

ADAC Luftrettung künftig im Bergischen Land

23.12.2024

Neuer ADAC Rettungshubschrauber in Mainz

neuer ADAC Rettungshubschrauber Christoph 77 H145 D3

Modernste Maschine des Typs H145 mit Fünfblattrotor nun im Einsatz

Die gemeinnützige ADAC Luftrettung investiert weiter in ihre Flotte. Seit dem Wochenende hebt ein neuer ADAC Rettungshubschrauber vom Typ H145 mit Fünfblattrotor vom Dach der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ab, um Menschen in medizinischen Notsituationen zu versorgen. Die Maschine mit dem Funkrufnamen „Christoph 77“ ist ein großer Gewinn in Sachen medizinischer Versorgungsqualität. „Mit der neuen Maschine können Patientinnen und Patienten im Notfall auch in Zukunft auf gewohnt höchstem Niveau versorgt werden. Gerade in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz leisten moderne und zuverlässige Hubschrauber einen lebenswichtigen Beitrag zur optimalen medizinischen Versorgung. Wir begrüßen den Einsatz der neuen Maschine und bedanken uns bei der ADAC Luftrettung für die gute Zusammenarbeit“, sagt Innenminister Michael Ebling. Der neue „Christoph 77“ ist etwas leistungsstärker als der bisher genutzte Helikopter. Darüber hinaus kann er mit rund 100 Kilogramm mehr beladen werden. Wird diese Kapazität für Treibstoff genutzt, verlängert sich seine maximale Flugzeit um eine gute halbe Stunde. Bei Flügen über längere Distanzen wie einem Krankentransport zur Berliner Charité können gegebenenfalls rund 15 Minuten für das Nachtanken eingespart werden. Für die gewohnte Sicherheit selbst unter anspruchsvollen Bedingungen sorgen eine digitale Gerätesteuerung und modernste Flugassistenzsysteme.

„Die Software des neuen Helikopters kann komplexe Start- und Landeverfahren automatisieren“, erläutert der Pilot und Stationsleiter Hieronymus Sarholz und fährt fort: „So können wir jetzt auch per Autopilot in Heckrichtung abheben, was für erhöhte Plattformen wie das Klinikdach, auf dem sich unsere Station befindet, vorgeschrieben ist.
Zwei zusätzliche Kameras gewähren eine sehr gute Rundumsicht, was etwa bei Starts und anspruchsvollen Landungen die Sicherheit aller an Bord zusätzlich erhöht.“ Eine höhere Rotorfrequenz und das neue Fünfblattsystem sorgen für eine deutlich ruhigere Lage des ADAC Rettungshubschraubers in der Luft. Der leitende Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz und leitende Hubschraubernotarzt Dr. Jan Griesinger betont: „Die reduzierten Vibrationen schützen unsere schwerstverletzten und intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten vor äußeren Einwirkungen und möglichen Sekundärschäden. Die Erhöhung des möglichen Gesamtgewichtes erlaubt uns, einen größeren Einsatzradius abzudecken, sowie die Option, mehr Personal und Equipment in der Versorgung komplex Erkrankter einsetzen zu können.“

Einsatzspektrum und Stationsgeschichte

Als „Dual-Use“-Hubschrauber ist „Christoph 77“ ein schneller Notarztzubringer (Primäreinsätze) und Transporthubschrauber zwischen Kliniken (Sekundärtransporte). Dafür ist er zum einen mit Notfallausrüstung ausgestattet und kann zum anderen Spezialeinsätze durchführen wie ECMO-Transporte (extrakorporale Membranoxygenierung), und Einsätze mit dem BabyPod, einem Transportsystem für Neugeborene und Frühchen.

„Christoph 77“ wurde am 1. Juli 1997 in den Dienst gestellt. Über eine Dekade lang war eine auf dem Klinikcampus eingerichtete provisorische Station das Zuhause der fliegenden Gelben Engel. Am 8. August 2008 zog die Station auf das Dach des Klinikgebäudes um. Die mit von der ADAC Luftrettung finanzierte Station verfügt über einen Hangar sowie eine Tankanlage in 23 Metern Höhe.

Erfolgreiche Randzeitenerweiterung - „Christoph 77“ bis 22 Uhr in Rufbereitschaft

Mainz war im Jahr 2019 die erste Station in Deutschland, die das Konzept der Randzeitenerweiterung eingeführt hat, zunächst im Rahmen eines dreijährigen Probebetriebs und nach Zustimmung durch den Träger, das Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz, im Regelbetrieb: „Christoph 77“ ist seither von 7 bis 22 Uhr alarmierbar.

Für geringe Sichtverhältnisse in der Dunkelheit sind Pilotinnen, Piloten, Notfallsanitäterinnen und -sanitäter der ADAC Luftrettung extra ausgebildet und tragen spezielle Nachtsichtbrillen, die zum Night-Vision-Imaging-System (NVIS) gehören. NVIS setzt die ADAC Luftrettung neben den Stationen mit Randzeitenerweiterung in Ulm und Köln an ihren 24-Stunden-Stationen Sanderbusch, Münster/Greven und Senftenberg ein.

In Mainz sind vier Piloten, eine Notfallsanitäterin und vier Notfallsanitäter der ADAC Luftrettung sowie 15 Notärztinnen und -ärzte der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz beschäftigt. Der Einsatzradius von „Christoph 77“ ist tagsüber für Primäreinsätze mindestens 70 Kilometer, für Sekundärtransporte gibt es keine Limitierung; für alle NVIS-Einsätze beträgt er rund 185 Kilometer. In den vergangenen Jahren flog „Christoph 77“ durchschnittlich vier bis fünf Einsätze pro Tag.

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