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17.09.2020

Sicher gegen Corona: ADAC Luftrettung mit Qualitätssiegel von TÜV Hessen ausgezeichnet

Fliegende Gelbe Engel als erste Rettungsdienstorganisation erfolgreich geprüft

Das Corona-Virus stellt die gemeinnützige ADAC Luftrettung noch immer vor große Herausforderungen. Allein von Mitte März bis Ende Juni mussten die fliegenden Gelben Engel zu rund 450 Corona-Einsätzen ausrücken. Das Sicherheits- und Hygienekonzept, das ein eigens gebildetes Corona-Krisenteam zum Schutz vor Infektionen der Crews und Patienten entwickelt hat, wurde jetzt von TÜV Hessen mit dem bundesweiten Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ ausgezeichnet. Die ADAC Luftrettung ist die erste Rettungsdienstorganisation in Deutschland, die dieses Zertifikat erhält. Bundesweit gibt es bisher nur wenige Unternehmen, die das Qualitätssiegel überhaupt führen. Es ist ab sofort auf allen ADAC Rettungshubschraubern zu sehen.

Personal- und Patientensicherheit an elf Luftrettungsstationen untersucht

Untersucht hat das Prüfteam von TÜV Hessen elf der 37 ADAC Luftrettungsstationen – und damit eine deutliche größere Stichprobenanzahl als üblich bei solchen Verfahren. Die Überprüfung startete Ende Juli auf der Luftrettungsstation in Jena. Es folgten Leipzig, Zwickau, Fulda, Mainz, Dinkelsbühl, Augsburg, München, Berlin, Senftenberg und Ochsenfurt. Bewertet wurde anhand der aktuell gültigen Pandemie-Anforderungen des Robert-Koch-Institutes, wie die ADAC Luftrettung die Hygiene- und Schutzmaßnahmen in der Praxis umsetzt. Zusammen mit branchenspezifischen Anforderungen wurde so eine Checkliste von mehr als 100 Punkten abgearbeitet. Darüber hinaus wurden auf den Stationen mehrstündige Interviews mit einem umfangreichen Fragenkatalog geführt.

Geprüft wurde zum einen das Verhalten im realen Rettungseinsatz unter Vollschutz mit Overall, Handschuhen, FFP2-Maske und Schutzbrille sowie Abstandsregeln und Kommunikation. Zum anderen bewerteten die Prüfer das Hygienemanagement mit zum Beispiel der Reinigung und Belüftung der Station, der Desinfektion von Dienstkleidung sowie der Reinigungs- und Waschverfahren. Verbesserungen konnten direkt in den täglichen Betrieb integriert werden. Während der Audits auf den Stationen und in der Zentrale der ADAC Luftrettung in München wurden auch Dokumente, Pläne, Piktogramme und Videoanleitungen zum sicheren Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung unter die Lupe genommen. Diese waren den rund 1300 Menschen, die bundesweit für die ADAC Luftrettung arbeiten, zu Beginn der Pandemie „schnell und präzise formuliert in einem digitalen Corona-Forum bereitgestellt worden“, heißt es im Bericht der Prüfer.

„Das Qualitätssiegel bestätigt unseren hohen Sicherheitsstandard bei Infektionsschutztransporten und belohnt die harte Arbeit an der Corona-Front“, erklärt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. „Die Crews und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ADAC Luftrettung haben seit Ausbruch der Pandemie Außergewöhnliches geleistet. Rund um die Uhr – auf den Stationen, in den Werften, im Simulatorzentrum, in der Zentrale und aus dem Homeoffice“, lobt Bruder. Nur so sei es möglich gewesen, die Luftrettung in Deutschland ohne signifikante Einschränkungen operativ zu halten und damit die notfallmedizinische Versorgung der Menschen in Deutschland uneingeschränkt zu gewährleisten.

„Es war beeindruckend zu erleben, wie sicher und ruhig die Einsatzcrew in allen Phasen des Infektionstransportes eines Patienten mit COVID-19-Infektion die Situation vor, während und nach dem Transport beherrschte. Schutz- und Hygienemaßnahmen werden sicher umgesetzt. Notfallsanitäter, Notarzt und Pilot bilden eine Einheit“, erklären die Prüfer von TÜV Hessen und ergänzen in ihrem Abschlussbericht: „Im Mittelpunkt steht zu jeder Zeit der sichere Transport eines infizierten Patienten. Die Routine, die auf eine mehrjährige Hygieneerfahrung gründet, war allen Beteiligten deutlich anzumerken. Bewährte Schutzmaßnahmen wurden sicher und routiniert beherrscht. Im Gegensatz zu Infektionstransporteinheiten wie EpiShuttle, IsoArk oder Isolator stehe durch die von der ADAC Luftrettung angewandten bewährten Infektionsschutz-Maßnahmen die Sicherheit des Patienten im Fokus. Grundlegende lebensrettende Maßnahmen wie z.B. Reanimation, Defibrillation oder das Entfernen von Erbrochenem könnten mit diesen Transportsystemen im Notfall nicht oder nur verzögert durchgeführt werden“, urteilen die TÜV-Prüfer. Die ADAC Luftrettung hatte solche Infektionsschutzsysteme bereits im Rahmen der ersten SARS-Epidemie ausführlich geprüft und letztlich als ungeeignet bewertet.

Um Crews und Patienten bestmöglich vor einer Erkrankung zu schützen waren die Schutzmaßnahmen der ADAC Luftrettung im Einsatz und auf den Stationen mit Beginn der Pandemie deutlich erhöht worden. Die Ausgaben für Schutzanzüge, -Masken und -Brillen sowie Desinfektionsmittel sind von regulär rund 20.000 Euro pro Jahr auf aktuell rund 1,2 Millionen Euro angestiegen. Die Investition hat sich bislang ausgezahlt: Wegen COVID-19-Infektionen ist es noch zu keinen Einschränkungen der Einsatzbereitschaft gekommen.

Von Mitte März bis Ende Juni bundesweit rund 450 Corona-Einsätze

Um die Crews optimal auf COVID-19-Einsätze vorzubereiten, wurde eigens ein Corona-Transport nachgestellt und als Schulungsvideo an sämtliche Stationen verschickt. Auf Bitten der Innenministerien von Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz wurden auch deren Polizeihubschrauberstaffeln zu den besonderen Hygienemaßnahmen bei Infektionstransporten von der ADAC Luftrettung geschult. So können Corona-Patienten nun im Notfall auch von der Polizei transportiert werden.

Von den bis Ende Juni rund 450 Corona-Einsätzen mit gesichertem Befund oder Verdachtsfall handelte es sich bei jedem zehnten um einen Spezialeinsatz mit Verlegung des Patienten von Klinik zu Klinik. Die Mehrheit dieser Spezialtransporte verbuchte „Christoph 112“, der erste bundesweit alarmierbare Rettungshubschrauber. Diesen zusätzlichen Hubschrauber hatte die ADAC Luftrettung mitten in der Krise innerhalb von nur wenigen Tagen in Ludwigshafen bereitgestellt.