Mehr als 37.000 Mal schnelle Hilfe aus der Luft
Er ist Notarztzubringer und fliegende Intensivstation in einem: „Christoph 32“, der Ingolstädter Rettungshubschrauber der gemeinnützigen ADAC Luftrettung. Mit seiner Indienststellung vor 30 Jahren, am 10. Juli 1991, begann eine neue Ära in der Luftrettung im nordwestlichen Oberbayern. Zuvor war dort die Bundeswehr mit einer SAR-Maschine vom Bundeswehrstützpunkt Manching zu Rettungsflügen gestartet. 37.379 Mal leisteten die Ingolstädter Crews seitdem schnelle Hilfe aus der Luft.
„Eine beachtliche Leistung, die auf einem routinierten Miteinander beruht sowie auf dem Willen, stets Bestleistungen zum Wohle des Patienten zu erbringen“, würdigt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, anlässlich des runden Jubiläums das große Engagement der Ingolstädter Crews rund um Stationsleiter Bernhard Stadler. In seinen Dank bezog er den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Ingolstadt als Träger von „Christoph 32“ mit ein, ebenso das BRK Ingolstadt und München, das die Notfallsanitäter (TC HEMS) sowie das Klinikum Ingolstadt, das die Notärzte stellt. Denn Luftrettung sei Teamarbeit und auf einem so hochprofessionellen Niveau nur in partnerschaftlicher Zusammenarbeit möglich.
Weil die Bundeswehrmaschine den Notarzt früher erst am Klinikum abholen musste, verstrich wertvolle Zeit. Nur durchschnittlich 170 Mal pro Jahr wurde die SAR aus diesem Grund zu Einsätzen alarmiert. Durch den Wegfall der Zwischenlandung erreichte „Christoph 32“ den Einsatzort im Schnitt acht Minuten schneller. In den ersten Jahren standen den Teams lediglich provisorische Container auf dem Klinikumsgelände zur Verfügung. Mangels eines Hangars wurde die Maschine vom Typ BK117 nachts auf dem Militärstützpunkt in Manching untergestellt. Im Juni 1994 begann der Bau einer Hubschrauberstation, die am 1. Juli 1995 feierlich eingeweiht wurde. Damit hatte das Containerdasein ein Ende für die Crews.
2012 folgte der Spatenstich für einen Erweiterungsbau, der 2014 bezugsfertig war. So verfügen die Ingolstädter Crews über ausreichend Aufenthalts- und Ruheräume, eine Hygiene- und Desinfektionseinheit, Schulungsräume sowie über ein Lager für medizinisches Material. Die Station entspricht modernsten Standards und erfüllt alle geltenden EU-Vorschriften. Im Juli 2015 begann erneut eine Ära für die Ingolstädter Luftretter. Nach 24 Jahren wurde die alte BK117 durch eine moderne Maschine des Typs H135 abgelöst. Die großen Vorteile dieses Airbus Helicopters sind die deutlich geringeren Geräuschemissionen, seine Einsatzgeschwindigkeit von bis zu 230 km/h sowie ein enormer Zugewinn an Sicherheit für die Besatzung und den Patienten.
Geflogen wird täglich von 7 Uhr bis Sonnenuntergang. Alarmiert wird „Christoph 32“ über die Notrufnummer 112, disponiert von der Integrierten Leitstelle Region Ingolstadt. Die großen Vorteile des Hubschraubers sind seine Schnelligkeit und seine Unabhängigkeit von schwierigen Straßen- oder Verkehrslagen. So kann er 70 Kilometer Entfernung in nur 20 Minuten zurücklegen.
2020 starteten die Crews in Ingolstadt zu 1288 Rettungsflügen – das entspricht durchschnittlich drei bis vier Einsätzen pro Tag. Der Rückgang um rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist auf die coronabedingten Einschränkungen in der Mobilität zurückzuführen, der Arbeitsaufwand für die Besatzungen nahm wegen der strengen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen jedoch gleichzeitig erheblich zu. Einsatzursache Nummer eins für „Christoph 32“ waren mit 41 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgten mit 24 Prozent Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mit 16 Prozent neurologische Notfälle, wie beispielsweise Schlaganfälle.
Für die ADAC Luftrettung gGmbH, die ein Tochterunternehmen der gemeinnützigen ADAC Stiftung ist, arbeiten bundesweit fast 1300 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 150 Techniker.